INWO Bestandsaufnahme

von Christian Stenner (01/2001)


IlluminatiNeueWeltOrdnung ist SteveJacksonGames Sammelkartenversion von dem Brett/Kartenspielklassiker Illuminati. War trotz einfacher Aufmachung, relativ wenigen Möglichkeiten und einiger Unregelmässigkeiten bereits Illuminati ein Erfolg bei Brettspielliebhabern, so ist INWO doch um Klassen besser. Man hat jetzt ein Spiel, daß mit relativ wenigen, (fast) wasserdichten Regeln besonders viele Möglichkeiten eröffnet (jede Karte bricht oder erweitert eine Regel) und daher einfach nicht langweilig wird. Es gibt keinen sicheren oder auch nur viel besseren Weg zu gewinnen und auch nach sechs Jahren intensivem Spiel habe ich noch nicht alle sinnvollen Möglichkeiten durchgespielt. Besonders starke, häufig gespielte Karten, die bei verschiedenen Spielern gleichzeitig auf der Hand sind, verlieren durch die Duplikateregel (jedeR SpielerIn darf beliebig viele gleiche Karten in sein Deck einbauen) an Wert ohne wertlos zu werden. Es spielt sich am besten mit ca. fünf SpielerInnen, aber auch die Zwei-Personen Version funktioniert (von der Solovariante, die im Ringboten erschienen ist, mal ganz zu Schweigen). Ein Spiel dauert ca. drei Stunden, obwohl das sehr von der Anzahl der Spielenden abhängt. Die Mechanismen des Spieles ermöglichen ein gutes Spiel unabhängig von der Erfahrung der SpielerInnen oder Anzahl der gekauften Karten. Es wird viel geredet, gehandelt, intrigiert und damit integriert : Die Weltherrschaft ist zu erringen! Außerdem kann man dabei einen Kaffee trinken.

JedeR SpielerIn verkörpert eine Illuminatigruppe, die versucht durch Kontrolle relevanter Gruppen unserer Gesellschaft einem genialen Plan folgend, die Weltherrschaft zu erringen. Die Möchtegernweltherrscher lassen so richtig die Puppen tanzen auf dem Weg zur absoluten Macht, aber leider gibt es Mitkonkurrenten. Es gibt zwei Arten Karten. Die Gruppenkarten möchte man kontrollieren und mit den Komplottkarten bewerkstelligt man das oder verhindert es bei den anderen oder verteidigt sich gegen die Verhinderung der anderen usw..

Die Bilder der Karten sind ganz proper, aber sicherlich nicht mit dem künstlerischem Anspruch anderer Kartenspiele zu vergleichen. Bemerkenswert ist hier eher der satirische Aspekt mit den Kleinigkeiten in Bild und Text. Genaugenommen kann bei INWO jeder Beitrag einer Nachrichtensendung im TV vorkommen - nur sieht man sehr viel mehr von dem, was so nicht gesendet wird oder würde. Daß Prinzessin Di von England nach Frankreich gegangen ist, um dort in einem Auto trotz Bodyguard unter mysteriöser Beteiligung der Presse zu sterben ist allen bekannt, aber wusstet Ihr, daß eine Gruppe in Texas, die von ******* kontrolliert wird, BSE verursacht, um in Europa Machenschaften der Politiker aufzudecken, die verzweifelt versuchen, an ihren Guten Prognosen festzuhalten?

Das Spiel kann in einigen Varianten gespielt werden. Bei der idealen Variante hat jedeR SpielerIn sein/ihr eigenes, geheimes Deck. Man kann aber auch spielen, indem eineR alle Decks baut, alle von einem Stapel ziehen oder jedeR aus zufällig verteilten Karten ein Deck baut (Booster Draft, Starter Deck Spiel).

Als TradingCardGame sollte INWO teuer sein - man muss sich alle Erweiterungen kaufen und so. Das stimmt bei INWO nicht mehr. Es gab nie einen Markt oder eine Wertetabelle für einzelne INWO-Karten. Vielerorts werden die Karten mittlerweile verramscht. Man kann z.B. jedes Jahr auf der Spiel in Essen (oder anderen Cons?) ein OWE (d.h. ein One With Everything - Komplettset) oder eine Starterpackung mit einem Display Boosterpackungen für 10-40 DM kaufen und hat dann ausreichend Karten für ein komplett spielbares Spiel für bis zu sechs Personen mit ca. 450 bzw. 600 Karten.
Kauft man letzteres zweimal, so hat man (nach etwas tauschen) jede (Grundset)-Karte mindestens einmal und viele Karten sehr oft doppelt. Es gibt common, uncommon und rare Karten, die in den Booster ungefähr 9 zu 4 zu 2 verteilt sind. Die zweite Erweiterung Church of the Subgenius kostet als Komplettset auch nur um die 30 DM und beinhaltet Stand-Alone-Regeln. Besteht man allerdings auf deutschen Karten oder der ersten Erweiterung, so muss man etwas bzw. viel mehr zahlen. Nötig sind die zwei existierenden Erweiterungen nicht. Die deutschen Regeln und Karten haben ein paar unwesentliche Fehler. Da es auch mit dem Grundset schon unzählige Möglichkeiten gibt, wird man durch Kauf der Erweiterungen nicht stärker, sondern man erwirbt nur mehr Möglichkeiten (Mit einer behebbaren Ausnahme : Spielt eineR mit Assassins, so sollte jedeR ca. drei blaue NWOs im Deck haben). Eine komplette Sammlung aller Illuminatikarten kostet, falls man tauschen kann, neu ca. 350 DM (geschätzt Jan. 2001), da bei den eh schon teuren Assassins auch ultrarare Karten dabei sind, die man aber wirklich nicht braucht. Dann hat man aber auch sehr viele Doppelte, die man auch leicht zum Entwerfen eigener Karten verwenden kann. Dazu überklebt man einfach die Vorderseite oder kauft Blankokarten. Zusätzlich braucht man zum Spielen auch noch Würfel(2*W6) und irgendwelche Marker, die man aber auch als Set einzeln von Chessex oder in der PegasusPress INWO-Box mit vielen Karten kaufen kann.

In der Öffentlichkeit, also bei Pegasus Press, in den Läden (eine löbliche Ausnahme ist u.a. der GamersGuide in Dortmund), Zeitschriften und so ist INWO in Deutschland ziemlich tot. Dennoch gibt es immer noch einige Kreise Leute, die das Spiel immer noch und immer wieder spielen werden. Dort gibt es auch regelmässig Zuwachs. Ich kenne vielleicht fünfzig mehr oder weniger aktive INWO-Spieler im Ruhrgebiet. Es wird auch weiterhin fünf bis sechs Turniere jährlich geben (inklusive der deutschen Meisterschaft). Die letztjährige deutsche Meisterschaft wurde Ende November auf dem KellerKult Con in Duisburg durchgeführt. 17 SpielerInnen stritten in mehreren Runden mit ihren vorgefertigten Decks auf hohem Niveau um die Weltherrschaft. Parallel zum Finale, in das auch ein Anfänger eingreifen konnte, gab es ein BoosterDraft Turnier. Zum Schluss konnte Lars Aretz mit den Diskordiern verdientermassen den Titel erobern.

Bei SteveJacksonGames gibt es immer noch Karten zu kaufen und auf der INWO-Homepage, der INWO-Mailing-Liste und auch im Pyramid!, der SteveJacksonGames Hauspostille, läuft immer noch einiges, dennoch ist die geplante, neue Erweiterung "Bavarian Firedrill" noch lange nicht erschienen. Sie kommt ganz sicher, die Fragen sind nur: Wann? und Wie?. Es gibt auch einen Ansatz, die wenigen Kartenänderungen und Regelfragen in einem neuen World Domination Handbook version 1.2 herauszubringen. In Skandinavien und dem englischsprachigen Ausland ist INWO deutlich populärer als in Deutschland. Davon konnte ich mich auch in mehreren Onlinepartien gegen die ganze Welt überzeugen. Neuerdings gibt es auch gute Software, die die vorher ausgesuchten Decks und das Würfeln simuliert. Es gibt eine Weltrangliste, die jede Woche neue Einträge zu verzeichnen hat mit einer Unzahl Spieler. Auf der INWO-Liste kann man die anderen Illuminatispieler der Welt und den entscheidungsgewaltigen Netzwerkrepresentativen von SteveJacksonGames Fragen aller Art zum Spiel stellen. Alle INWO-Seiten sind über die INWO-Homepage von Steve Jackson Games leicht zu finden.
Außerdem gibt es von SteveJacksonGames auch für GURPS die Illuminatirollenspielversion, sowie eine deutsche Übersetzung von Peagasus.

Termine für INWO sind :
jeden Sonntag im Musiversum in Duisburg (mail to christian.stenner@ruhr-uni-bochum.de <mailto:christian.stenner@ruhr-uni-bochum.de>)
10.02. 2001London : Europa gegen USA - der Kontinentalvergleich
23.05.2001 Linköping, Schweden : schwedische Meisterschaft
Ende Oktober 2001: Duisburg : KellerKult : deutsche Meisterschaft
Irgendwann in Dortmund, Herne, Hannover, Hamburg, Duisburg, Bochum : das nächste Turnier

Erstellt von Christian Stenner im Januar 2001, überarbeitet von Birger Krämer. Dieser Bericht ist auch beim Ringboten Online, einem Service von Pegasus erschienen. Links dortin und zu allen anderen in diesem Artikel erwähnten Seiten findest du unter Links